Bullenberg

Laubholzanbau vollflächig gefördert

So ausgelichtet war der Bullenberg, als ich ihn 2011 übernahm – gerade richtig, um Laubholz unter diesen Schirm zu pflanzen.

Eine Vorbehandlung mit RoundUp war nötig, um das Graswachstum für die ersten zwei Jahre zu bremsen. Danach wurde jährlich gemäht, damit die kleinen Bäumchen vom meterhohen Calamagrostis (Reitgras) nicht erstickt werden.

Gemulcht statt gepflügt – der Boden ist angenehm flach, aber später sind beim Mähen die Pflanzreihen nicht mehr so einfach zu finden wie in einer Pflugzeile.

Hier wurde nicht gepflügt, sondern gemulcht. Eine Setzmaschine bringt die Pflänzchen in den Mineralboden unter den Mulch. Das hat hundertprozentig geklappt.

Vorbehandlung Roundup 5L/ha2.133 €
Mulchen, Fräsen + 1.140 m Zaun11.907 €
14.760 Roteichen + 9.000 Buchen + Waldrand17.672 €
Summe Investition für 4,35 ha
Fördersumme 60% in 2011

Eigenanteil
Holzverkauf

Rest

“Guthaben” für Ausgaben der nächsten 40-50 Jahre
31.712 €
– 19.176 €

12.536 €
– 27.000 €

14.464 €

Hier gibt es auf Jahrzehnte hinaus nichts mehr zu ernten, aber ich bin zuversichtlich, dass dieser Wald nicht dem Klima zum Opfer fällt, vertrocknet und zusammenbricht, wie auf dem Nachbargrundstück.

Roteichen: in drei Jahren 1,5 meter hoch
Satellitenfoto ca.2018
Nachbargrundstück: Das Gras verhindert eine Naturverjüngung, die Samen der Kiefern können hier nicht keimen.
Nach zehn Jahren: Ginster im Waldrand, im Hintergrund die Roteichen.

Über den Roteichen und Buchen hier im Bild konnte ich nach 10 Jahren den Schirm fällen lassen. Das wurde mit stehender Entnahme durchgeführt, um die jungen Bäume zu schonen, was auch gelang. Der Ertrag aus den 3,5 ha Kiefern war rund 20.000,-
Das heisst: Die Kiefern konnten in dieser Zeit stark zulegen, Kronen und damit Stämme wuchsen, weil sie Platz bekommen hatten. Im Vergleich zum Nachbargrundstück wird klar, welcher Verlust durch Zuwarten in Kauf genommen wurde. Hier hatte sich in den zehn Jahren nichts getan, nur ab und zu fiel ein Baum um.

Küstentanne

Ein weiterer Hektar auf dem Bullenberg war so stark abgeholzt, dass eine Wiederbepflanzung dort keine Förderung bekommen würde. Für diesen Teil schlug der Förster eine Anpflanzung von Küstentannen vor. 

1.900 Stück handgepflanzt 2.000,-

Von Küstentannen hatte ich noch nie gehört und auch viele Waldbesucher rätseln. Doch bei allen weckt der Anblick der immergrünen, schnell wachsenden „Weihnachtsbäume“ Entzücken und Bewunderung.

Junge Küstentannen – sie wird 40 Meter hoch und das innert 50 Jahren

Die Küstentanne wächst sehr schnell: innert 50 Jahren erreicht sie eine Höhe von 40 Meter mit einem Stammdurchmesser von 50 cm und übertrifft manchmal sogar die Douglasie (die in Nordamerika bis 100 Meter hoch wachsen kann, in Mitteleuropa erreicht sie 57 Meter bei einem Durchmesser von 1,15 m).
Kiefern werden 35 Meter hoch, Küstentannen 80 Meter – ihr lateinischer Name:  abies grandis = Riesentanne.

Küstentannen ca. 35 Jahre alt noch zu DDR Zeiten gepflanzt

Dank ihrer Pfahlwurzel ist sie gegen Trockenheit gewappnet und sturmfest – beides fehlt der Kiefer.

Küstentanne ordnet die Nadeln flächig an

Die Küstentanne gleicht der Weisstanne, bei beiden bilden die Nadeln eine Fläche und die Unterseite ist weisslich. Ihre Nadeln stechen nicht wie bei der Fichte, sondern sind weich und duften zerrieben nach Orangen!

Das schmeckt auch Rehen – im ersten Jahr wurden alle verbissen, keine einzige behielt ihren Terminaltrieb. Als ich eine Wildschadensmeldung vorschlug, wehrte der Förster ab: Ursache seien Fehler bei der Pflanzung.

Die Küstentanne als Gebüsch – die beiden Kiefern daneben wurden verschmäht


Nun ja. Alle wuchsen zu regelmässigen Bäumen heran. Aber ich musste das Areal schleunigst einzäunen, sonst wäre nichts daraus geworden, wären sie alle zu Büschen verkümmert. Die heimische Weisstanne wird noch stärker verbissen. Sie verschwanden, kaum wurden sie gepflanzt: Mäuse ringeln die kleinen Stämmchen.

Durch ihre Anspruchslosigkeit, ihr eindrucksvolles Höhenwachstum und ihre enorme Dürre- und Hitzetoleranz gilt die Küstentanne mit Hinblick auf den Klimawandel als uneingeschränkt anbauwürdig. Ihre Streu ist “bodenpfleglich”. Mehr hier: https://www.waldwissen.net/de/waldwirtschaft/waldbau/grosse-kuestentanne

Der Borkenkäfer kann ihr nichts anhaben!

Die besten Stämme werden jetzt geastet und markiert

Ihr Holz ist weiss und fleckfrei mit breiten Jahresringen, ohne Harztaschen, leicht zu bearbeiten, gut verleimbar. Für Furnierholz muss sie geästet werde (sie behält abgestorbene Äste, die dann Astlöcher hinterlassen).
Ausserdem wird sie für Zellstoff, Thermoholz,sowie als Schmuckgrün und Weihnachtsbaum verwendet.

Die Küstentanne stammt von der Pazifikküste Nordamerikas, wo sie sich auf der ganzen Länge von 1.400 km wohlfühlt. Sie ist also keine heimische Baumart, breitet sich aber nicht invasiv aus.
Anders als die Lichtbaumart Kiefer kann man die schattenverträgliche Küstentanne – wie auch die Douglasie – gut unter Schirm pflanzen, z.B. unter Kiefern oder Laubbäumen. Man kann mit ihr eine neue Generation starten, noch während die Altbäume stehen. Weil “schattenverträglich” kann sie sich selbst verjüngen.

Hier wächst eine neue Küstentanne

Naturverjüngung

Die übrigen Flächen des Bullenbergs wurden als Vorbereitung für die Naturverjüngung nicht gepflügt, sondern gemulcht (die Firma besass keinen Pflug). Mulchen hinerlässt eine trockene Mulm-Schicht. Sie verhindert, dass die Kiefernsämlinge den Mineralboden erreichen, dort ist es feucht, erst dort keimen sie. Damit der Mineralboden zum Vorschein kommt, kann man eine Wildsau einsetzen, eine Art oberflächlichen Grubber. Daraufhin zeigte sich etwas Naturverjüngung, speziell entlang der Wege, wo die kleinen Kiefern mehr Licht bekommen und schneller wachsen. Nun, da die Naturverjüngung aufgelaufen schien, erlaubte der Förster die Abholzung.

Satellitenbild zeigt die Spuren des Harvester und auch die lückenhafte Naturverjüngung.

Entlang der Wege standen die Kiefern dicht und hoch, doch erst wenn man hinter diese Wand trat, zeigte sich die Leere. In dem hohen Gras war keine Naturverjüngung zu erwarten, nun half nur noch ein Neubeginn: Pflügen und Pflanzen.

Eine gelungene Naturverjüngung nach Einsatz der “Wildsau” – rechts ohne
Häherschütte: ein dünner Draht hält das Gitter im Rahmen, der wiederum leicht an Bäumen zu befestigen ist. Das Gitter lässt das Wasser ablaufen – die Eicheln faulen nicht.

Der Blick von oben mit der Drohne

Auf Bodenhöhe konnten wir keinen Überblick über die Länge der anzupflanzenden Fläche bekommen, hier half die Drohne. Ich legte ein Metermass in eine Furche, so dass man auf dem Foto sehen konnte, wie lang zwei Meter sind und so ermittelten wir die nötige Anzahl, nämlich 12.000 kleine Kiefern.

Pflugstreifen in der Naturverjüngung
Die Autorin steuert ihre Drohne
Drohnenflug: Unter dem Schirm der Kiefern zeigen die jungen Buchen ihre Herbstfarben

Aber auch bei der Inspektion im Inneren hilft die Drohne. Ab einer bestimmten Grösse ist nur noch schwer durch die Jungbäume hindurch zu kommen und eine Orientierung ohne Sicht schwierig.

Pflügen 20h à 55,-1.100 €
12.000 Kiefern2.880 €
1.500 Robinien1.125 €
Investition in 2019
Ernte 2017
5.105 €
43.000 €
12.000 kleine Kiefern

Wölfe

Zu Fuss im Dickicht stöberte ich hier eine Rotte Wildschweine auf, sie verzogen sich ohne Murren. Was aber, wenn ich einen Wolf beim Fressen gestört hätte? Just auf diesem Fahrweg fand ich im Schnee ihre Spur.

Eine Wolfsspur, oder ein sehr grosser Hund ohne Herrchen? Beides zum Fürchten.

Schon mehrfach fand ich abgenagte Gebeine und …eine Wildsau.

Hier werden die beim Fressen gestörte Wölfe nicht weit sein…

Wölfe sollen scheu sein und den Menschen meiden, sagt man uns immer wieder. Der in diesem Gebiet amtierende Jäger erzählte mir, er habe nicht nach Hause gekonnt, weil ein Wolf an seinem Auto lag und sich nicht vertreiben liess.
Ein anderer fuhr mit einem Moped durch den Wald, als ihm ein Wolf den Weg versperrte, also trotz des Lärms nicht weichen mochte. Ein Forstwirt erzählte, wie zwei Wölfe ihn beim Auszeichnen der Bäume beobachteten.
Bei einer Begegnung mit dem Wolf soll man nicht weglaufen, sondern stehen bleiben und sich gross machen – und was macht die kleine Frau in dem Fall?

Wozu Robinien?

Auf dem Bullenberg gibt es von alters her eine Ecke mit Robinien, die wurden auch regelmässig geerntet für Zaunpfähle. Wir haben drum herum gepflügt, um Wurzelbrut zu initiieren und schliesslich auch das angrenzende Areal gepflügt und 1.500 Robinien gepflanzt.

Die dunkelgrüne Insel sind Robinien, aussen herum weisslich grün alte Kiefern; unter ihrem Schirm sieht man die Pflugzeilen.

Insgesamt eine Fläche von 1,5 ha, die Hälfte davon neu mit 1.500 Robinien bepflanzt und in den Folgejahren mehrfach gemäht. Das Mähen war wohl das teuerste daran…

Junge Robinie wird schnell verdämmt

Wozu Robinien? In Bandenburg kennen wir nur die Verwendung als Zaunpfähle und als Holz für den Spielplatzbau. Ja, wir haben gehört, dass es genauso hart ist wie Tropenholz und zudem schneller wächst als dieses. Man kann es als Parkett kaufen, für Möbeltischler ist es attraktiv – warum sollen sie es aus Serbien beziehen?

Vom Zaunpfosten zum Wertholz

Doch dazu sollte es gradschaftig sein. Ich habe mehrfach gradschaftige Klone gekauft – ganz mickrige Pflanzen – sie sind alle eingegangen.

Junge Robinien verzweigen sich schnell, werden Zwiesel, weshalb sie schon ab zwei Jahren geschnitten werden sollten. Ich habe das Jahr für Jahr getan. Ein einzelner Trieb sollte unterstützt werden. Nach meiner Beobachtung sollte es nicht der Trieb an der Spitze sein, sondern der viel wüchsigere Nebentrieb. Dieser oberste Nebentrieb stösst dick und gerade neben der Krone in die Höhe. Der Zweig an der Spitze bildet dagegen eher ein Krönchen, verzweigt sich in der Folge seitlich. Also kappe ich diesen Krönchen-Ansatz, damit alle Kraft in den geraden Nebentrieb geht. Das funktioniert.

Trotzdem gibt es auch dann erneut Seitentriebe, schliesslich soll ja die Energie-Produktion des Blattwerks weitergehen. Schneidet man zu viele weg, gleicht das Bäumchen dies sogleich mit zusätzlichen Zweigen aus.

Diese Schnittwunden lassen mich zweifeln, ob mein Schneiden lohnt oder gar mehr Schaden hinterlässt. Aber man kann gut sehen, dass der hier bevorzugte zweite Trieb tatsächlich viel gerader und schneller Höhe gewinnt.

Gepflanzte Jungbäume machen schnell ein “Krönchen”, dagegen sind die Triebe aus Wurzelbrut wunderbar gerade und lang. Das bekommt man aus einem gepflanzten Bäumchen vielleicht gar nicht heraus, auch wenn man, wie ich, jedes Frühjahr drei Tage mit Schneiden verbringt. Einfacher wäre es, die ganzen Reihen einmal auf Bodenhöhe abzuschneiden und so eine Wurzelbrut zu evozieren.
Wer hat Erfahrungen?

Robinien im engen Verband wachsen ziemlich gerade

Bei Zauchwitz fand ich dieses Waldstück mit hohen, erstaunlich geraden Robinien.
Es hilft, sie gleichaltrig im engen Verband aufwachsen zu lassen und dann ab zehn Jahre die erfolgversprechenden Bäume freizustellen.

Der Boden unter Robinien: frei von Wurzelbrut und von Gras

Naturschutz sieht Robinie kritisch

Die Robinie…

wird in Deutschland aus Naturschutzsicht als »invasiv« bewertet, da sie die biologische Vielfalt gefährdet. Denn sie reichert nährstoffarme Böden mit Stickstoff an und verdrängt gefährdete Trocken- und Magerrasenarten. (..Aber:)

Robinien breiten sich üblicherweise nicht in angrenzende geschlossene Waldbestände hinein aus, da hier die Lichtverhältnisse für sie ungünstig sind; können sich aber in angrenzende lichte Wälder oder an Waldrändern ausbreiten, und auch in angrenzende Offenlandhabitate eindringen. 

https://www.lwf.bayern.de/biodiversitaet/biologische-vielfalt/265020/

Aus diesem Grund habe ich die Robinien dort angepflanzt, wo sie sich bereits etabliert haben. Dann aber sah ich Kiefernwälder gemischt mit Robinien: einfach wunderbar!

Nicht nur die Durchmischung mit Laubholz tut der Kiefer gut, auch die Tatsache, dass durch Eintrag von Laub und Stickstoff durch die Robinie alle Bäume um sie herum an Lebenskraft gewinnen.

Wo Licht ist, dringt die Robinie vor…

Mit dem geplanten Waldschutzgesetz will man Waldbessitzern vorshcreoiben, welche Baumarten wir pflanzen dürfen…

Plakat, Wachsende Vielfalt erhalten, lähmende Verbote verhindern